Die Leiche, die Gert Rafto in der Nähe von Bergen im Schnee liegen
sieht, ist nur anhand ihrer Brust als Frau zu erkennen. Den Rest hat der
Mörder bis zur Unkenntlichkeit zerstückelt. In der Nähe der Leiche
findet der Polizist einen Schneemann: wie noch bei vielen anderen
Frauen, die auf ähnlich bestialische Weise ermordet worden sind -- und
werden. Kommissar Harry Hole findet heraus, dass die Morde unmittelbar
mit den Kindern der Ermordeten zusammenhängen. Und er steigt hinab in
die dunkle Seele eines Täters, den die Presse publikumswirksam
„Schneemann“ nennt -- und der es nicht zuletzt auf Holes große Liebe
Rakel abgesehen hat. Aber welche Rolle spielen der zwielichtige Gert
Rafto und seine Tochter in dem tödlichen Spiel? Massenmörder haben
Hochkonjunktur in der internationalen Krimiszene -- wobei sich die
Autoren bei der Beschreibung der von diesen an den Tag gelegten
Grausamkeiten schier zu überbieten scheinen. Bei dem ein oder anderen
Buch hat man dabei den Eindruck, dass die bestialisch getöteten Opfer
nicht nur die Handlung strukturieren, sondern auch darüber
hinwegtäuschen sollen, dass der Verfasser offenbar nicht in der Lage
ist, die Entwicklung der Lösung über 200 bis 400 Seiten mit nur einer
Leiche durchzuziehen. Bei Jo Besbø ist das etwas anders. Denn der
norwegische Bestseller-Autor beherrscht seinen Plot, wie der Leser bei
der Lektüre unschwer erkennen kann, auf jeder Seite.
So ist Schneemann
nicht nur psychologisch eisig, klug und stringent aufgebaut sowie mit
vielen raffinierten Wendungen bestückt: Er ist auch noch mit einem
Schluss versehen, der einem -- trotz des etwas allzu effektvollen
(vielleicht schon für eine Verfilmung geschriebenen?) Showdowns -- einen
kalten Schauer über den Rücken laufen lässt. -- Thomas Köster, Literaturanzeiger.de