206 Seiten eines Leidenswegs, einer Generalabrechnung mit Polizei, Behörden und allem, was sich in den Weg stellte, dazu eine satte Giftmischung an die Adresse von Nataschas Vater, welcher hier nur despektierlich und fast schon kafkaesk als „der Koch“ firmiert. Ach ja, vergessen wir nicht die saftig gerührte Werbetrommel in eigener Schmuckdesignberufung plus Therapeutengeflöte. Eine stolze Leistung, die die 57-Jährige mit Hilfe der Wiener Journalisten Andrea Fehringer und Thomas Köpf zu Papier gebracht hat, geschuldet den „…sehr vielen Anfragen, wie ich diese Zeit gemeistert habe“. Noch einmal werden wir von einer erschütterten (!) Mutter Kampusch zurückgeführt in jene ominösen Märztage 1998, in denen das Leben einer ganzen Familie aus dem Lot geriet. Nicht zuletzt deshalb hätte man sich weniger innerfamiliäre Animositäten, Selbstbespiegelungen- und entschuldungen und mehr Nachdenkliches gewünscht. Auch – und ganz besonders Natascha hätte dies zu schätzen gewusst!
Der Medienrummel, dem die restliche Familie nach der Entführung beinahe täglich ausgesetzt war, ebbte über die Jahre ab und erreichte ein geradezu schwindelerregendes Maß, als am 23. August 2006 die Nachricht von Nataschas Ausbruch aus ihrem Gefängnis über die Ticker lief. Während die betroffene Natascha im Jahr der Freiheit noch um Fassung und Atem rang, schlug ihre Mutter, medial versiert inzwischen, zu. Das Ergebnis muss nicht jeden begeistern! -- Ravi Unger